Workshop statt Schulung: Frontalunterricht ist ein Auslaufmodell.

Wer kennt es nicht: Da sitzt man in einem interessanten Vortrag, aber zwei Tage später kann man nicht mehr genau sagen, worum es ging. Oder schlimmer: man kämpft mit bleierner Müdigkeit und ist froh, wenn es vorbei ist. Und umgekehrt: Da haben Sie sich so große Mühe gegeben mit Ihrer Präsentation, und nun schauen Sie in desinteressierte Gesichter. So muss es nicht sein!

Wenn Teilnehmende aktiv eingebunden werden, sind sie wacher, aufmerksamer, verarbeiten und verknüpfen die Inhalte viel besser. Sie erleben sich als kompetent, lösungs- und leistungsfähig. Und das sind sie in der Regel ja auch, denn die meisten bringen ausreichend Vorwissen mit und sind interessierter und motivierter wenn sie Gelegenheit haben, dieses abzurufen.

Diese nicht ganz neue Erkenntnis führt aktuell zu einer Vielzahl von Fortbildungen für Hygienefachpersonal, das bekanntermaßen besonders häufig „schulen“ muss. Von einer viertägigen Fortbildung der Sektion Medizindidaktik der DGKH bis hin zu zweistündigen Mini-Workshops auf Fachsymposien findet sich ein großes Angebot zum Thema. Auch ich biete schon seit 2019 einen Workshop zu interaktiven Methoden an. Und bin immer wieder erstaunt, wie ungewohnt manche Methoden für viele Hygieneteams sind – und wie viel Spaß sie daran haben. Hier finden Sie die grundlegenden Ansätze im Überblick:

Fallbasiertes Lernen (Case-Based Learning)

Sie möchten das kritische Denken und umsetzungsorientierte Entscheidungsfindung stärken? Fallbasiertes Lernen gibt Ihren Teilnehmenden die Möglichkeit, komplexe Zusammenhänge zu durchdenken und ihr Wissen aktiv anzuwenden. Fallstudien sind besonders geeignet, um interprofessionelle Zusammenarbeit und auch die Problemlösungskompetenz zu fördern.

Simulation

Sie möchten, dass bestimmte Handlungsschritte umgesetzt werden? Dann lohnt es sich, weniger darüber zu reden und mehr machen zu lassen. Ob Verbandswechsel oder komplexe Abläufe, ob Schwarzlichtlampe oder Room of Horror, entscheidend ist dabei immer, dass ausreichend Zeit bleibt, aufkommende Fragen zu besprechen.

Gruppendiskussionen und Peer-Learning

Sie möchten, dass die Teilnehmenden ins Gespräch kommen? Die ungeliebte „Gruppenarbeit“ verliert ihren Schrecken, wenn sie in ein gut vorbereitetes Workshop-Format gepackt und z.B. als World Café gestaltet wird. Gruppendiskussionen und Peer-Learning stärken die Kommunikations-, Kooperations- und Reflexionsfähigkeiten der Teilnehmenden, auch für den Alltag nach der Fortbildung.

Interaktive Quizformate

Mal ehrlich: Wir sind alle auch Spielkinder. Quizformate sind eine gute Methode, um das eigene Wissen zu überprüfen und dabei Spaß zu haben. Durch kurze Quizfragen, die während oder nach einer Schulungseinheit eingebaut werden, oder durch ein Tool, das Quiz-Atmosphäre verbreitet (z.B. Mentimeter, Der große Preis, Wer wird Millionär), können die Teilnehmenden spielerisch ihr Wissen testen und erhalten direktes Feedback. Quizformate sorgen nicht nur für Abwechslung, sondern auch für eine aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten.

Von Dozenten zu Moderatoren

Ein wesentlicher Aspekt interaktiver Workshops ist die Moderation. Um sie gut begleiten zu können, sollten Sie außerdem die Methoden, die Sie anwenden, selbst kennen.
Schon deshalb empfiehlt sich der Besuch einer der oben erwähnten Fortbildungen – vorausgesetzt der Schwerpunkt liegt auf dem Ausprobieren verschiedener Methoden. Sie wollen schließlich nicht Didaktik-Wissenschaftler werden, sondern praktische Anregungen in die Umsetzung bringen.

Workshop-Moderation ist eine sehr anspruchsvolle Rolle, in die man erst einmal hineinwachsen muss. Das bedeutet auch, Ihre Kommunikations-, Reflexions- und Feedbackkompetenzen stetig weiterzuentwickeln.

Und doch: es lohnt sich. Interaktive Formate fördern das kritische Denken, die Problemlösungsfähigkeiten und die Zusammenarbeit im Team – allesamt entscheidende Fähigkeiten im hektischen und komplexen Krankenhausalltag.

 

 

 

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